Wie Achtsamkeit mich und meine Familie stärkt – Kleine Momente, grosse Wirkung

„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unser Wachstum und unsere Freiheit.“
Viktor E. Frankl

Achtsamkeit ist im Moment in aller Munde. Egal wo du hinschaust, überall wird dir gepredigt dass Achtsamkeit der Schlüssel für all deine Probleme ist. Ja, ich war ehrlich gesagt auch so naiv und dachte vor ein paar Jahren, dass es DIE LÖSUNG sei. Ich las Bücher, schaute Vorträge und bemühte mich so achtsam wie möglich durch den Tag zu gehen. Ich glaube, ich muss hier nicht explizit erwähnen, was passiert ist.

Viele haben eine völlig falsche Vorstellung davon, was Achtsamkeit bedeutet. In vielen Zitaten und Vorschlägen macht es den Eindruck, dass es ein heiliges Tool ist, super einfach und wir dadurch einen lebensverändernden Lifestyle haben können. Dem stimme ich teilweise zu. Ich habe mich die letzten 1.5 Jahren und im Rahmen meiner Ausbildung von einer anderen Seite dem Thema Achtsamkeit genähert. Diesmal ohne Druck, ohne dem Gefühl von Mangel – sondern aus Interesse und dem Willen mir selbst etwas gutes zu tun. Und das war der Gamechanger.

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3 häufige Mythen über Achtsamkeit

Zu allererst möchte ich hier 3 Mythen aufgreifen, welche auch mich dermassen frustriert haben, dass ich damals wieder aufgehört habe mich mit Achtsamkeit auseinander zu setzen.

Achtsamkeit bedeutet extremen Mehraufwand
Viele Glauben, dass Achtsamkeit viel Zeit und Stille erfordert. Eine Morgenmeditation da, eine Atemübung hier. Stundenlange Aufenthalte im Wald und am besten keine Menschenansammlungen. Doch das ist falsch. Es geht nicht darum, die Momente künstlich in den Alltag zu integrieren und unachtsamen Aktivitäten aus dem Weg zu gehen. Es geht darum, alltägliche Situationen bewusst wahrzunehmen und in der Lage zu sein, diese ohne Wertung und in absoluter Präsenz zu erleben.

Kinder können das nicht – sie sind viel zu laut und unruhig
Ich muss ehrlich sagen, das ist eines der grössten Mythen überhaupt was die Achtsamkeit anbelangt. Für viele von uns können unsere Kinder die grössten Lehrer sein wenn es um achtsames Erleben geht. Und an ihnen habe ich mir auch ein riesiges Beispiel genommen und konnte so sehr viele Situationen erkennen, in denen ich sie aus der Achtsamkeit riss. Heute versuche ich diese Situationen als Einladung und Erinnerung zu sehen und mich auf ihre kleine Welt einzulassen.

Achtsamkeit löst alle Probleme
Achtsamkeit bietet dir keine Lösungsstrategie per se. Sie zeigt dir aber einen Weg auf, Herausforderungen mit mehr Gelassenheit und Klarheit zu begegnen. Sie kann dir dabei helfen. Achtsamkeit bietet eine wissenschaftlich fundierte, nicht-invasive Möglichkeit, Stress nachhaltig zu reduzieren und das Wohlbefinden zu fördern – somit ist es ideal für die ganze Familie welche einen achtsamen Umgang miteinander und sich selbst anstreben.

Benefits für die ganze Familie

Wie ihr seht ist Achtsamkeit eine wundervolle aber nicht immer einfache Möglichkeit, Stress in der Familie nachhaltig zu reduzieren. Es hilft eine gelassenere Grundhaltung zu erhalten und stärkt dazu noch die Verbindung zu euren Kindern. Hier kommen meine 4 grössten Benefits:

Weniger Stress und mehr Gelassenheit
Je mehr wir Achtsamkeit in unseren Alltag bewusst integrieren können, desto eher können wir gelassener durch den Tag. Kinder besitzen von Natur aus die Fähigkeit, Achtsamkeit zu praktizieren – erinnert euch nur einmal daran, wie lange sich ein Kind einen Marienkäfer auf einem Blatt beobachten kann! Dazu lernen Kinder von Vorbildern. Von uns. Wenn wir in der Lage sind, achtsame Momente in den Alltag einzubauen besteht auch weniger die Gefahr, dass diese Fähigkeit den Kindern wieder abtrainiert wird, wie es leider häufig bei uns Erwachsenen geschehen ist.

Stärkere Bindung
Gemeinsame, achtsame Momente stärken die Bindung. Durch unsere Präsenz erfahren die Kinder eine qualitativ höhere Nähe und Verbundenheit. Da spielt der Zeitfaktor nur die Zweitrolle. Denn das Kind und eure Bindung profitiert stärker, von kurzer purer Präsenz als einer langen Beschäftigung mit ständiger Ablenkung. Hier spielt auch die emotionale Präsenz eine Rolle, nicht nur das weglegen des Handys.

Förderung emotionaler Kompetenz
Achtsamkeit ist ein zentraler Aspekt, der sowohl für Kinder als auch Erwachsene eine immense Bedeutung hat. Emotionale Kompetenz umfasst die Fähigkeit, eigene Gefühle wahrzunehmen, zu regulieren, empathisch auf andere zu reagieren und soziale Beziehungen konstruktiv zu gestalten.
So können Kinder welche achtsam begleitet werden zum Beispiel erkennen, dass Wut eine körperliche Spannung erzeugt. Achtsames zuhören kann zum Beispiel ein stärkeres Verständnis füreinander fördern.

Besserer Umgang mit Konflikten
Achtsamkeit kann helfen, bewusster auf Stressreaktionen zu reagieren. Durch das Üben, den Moment zwischen Aktion und Reaktion zu erkennen und gezielt darin inne zu halten können wir anders Reagieren. So ist es Möglich, Konflikte schneller zu entschärfen und wir benötigen danach logischerweise weniger Regulation.

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2 Tipps um sofort mit mehr Achtsamkeit im Alltag zu starten

  • Analysiere eure / deine Rituale.
    Wie ist der Ablauf?
    Wie fühlst du dich während des Rituals?
    Wie erleben die Kinder das Ritual?
    Welche Anpassungen können vorgenommen werden und machen Sinn (zB mehr Zeit dafür einplanen)
    Welche Gefühle sind mit dem Ritual verbunden?
    Welches Ziel verfolgt das Ritual?
    Wie viel Raum bietet das Ritual für bewusste Bewegungen?
    Wie fühlen wir uns / ich mich nach dem Ritual?
    Frage auch gerne deine Kinder!
  • Ein „Stop-Moment“ im Alltag einbauen : Wenn du oder dein Kind Stress empfindet, haltet für 10 Sekunden Inne – atmet tief ein und wieder aus und fragt euch: „Was brauche ich gerade?“. Dieses kurze Inne halten ist genau die Zeit zwischen Aktion und Reaktion. Erwachsene können dies alleine, Kinder brauchen dafür natürlich je nach Alter Begleitung.

Mein allerwichtigster Tipp!

Gehe langsam an das Thema ran. Je weniger Erwartungen du hast, desto weniger Enttäuschung und Frust wirst du erleben. Ich versichere dir, dass du immer wieder Rückschläge und Rückschritte erleben wirst, wie immer und überall im Leben. Der Effekt wird vielleicht auch nicht so schnell eintreten, wie du dir das wünscht! Aber gleichzeitig kannst du dir sicher sein, dass du eine Veränderung spüren wirst! Perfektionismus ist in der Achtsamkeitspraxis kein guter Begleiter – Diese war beim ersten Anlauf mein Verhängnis.

Achtsamkeit ist kein Ziel, das über Nacht erreicht wird – es ist ein Weg, der jeden Tag aufs Neue beginnt und für den wir uns entscheiden. Indem wir kleine, bewusste Momente in unseren Alltag integrieren, können wir nicht nur unseren eigenen Stress reduzieren, sondern auch unsere Familien stärken und wertvolle Verbindungen schaffen.

Wenn du Fragen hast oder weitere Inspiration suchst, freue ich mich, von dir zu hören. Lass uns gemeinsam den Weg in ein achtsameres Familienleben gestalten!

Deine Jeannine

Ich freue mich auf den Austausch mit euch!