Vor einigen Monaten wurde ich mit dem Thema Wachstumsschmerzen konfrontiert. Ich denke, alle haben schon einmal davon gehört und bis anhin kannte ich es auch als „störender Faktor“, vor allem Nachts.
Doch schon bald habe ich eine neue Dimension davon erfahren, welche mich wirklich herausgefordert hat. Es war nicht nur grosse Verunsicherung und Sorge im Fordergrund sondern auch Hilflosigkeit und Verzweiflung. Die Erinnerung an die Intensität der Schmerzen, die Verzweiflung im Gesicht meines Kindes und die Länge dieser Wachstumsphase waren wirklich nicht ohne. Ich muss gestehen dass diese Wachstumsschmerzen (Durch einen Arzt diagnostiziert) mich und die gesamte Familie wirklich sehr gefordert haben.
Ich begab mich also auf die Suche nach Antworten, um vor allem für mein Kind eine bestmögliche Begleitung und Linderung bieten zu können. In diesem Beitrag erfährst du meine Erkenntnisse. Ich werde hier auch meine ganzheitlichen Lösungsansätze erläutern, wie wir einen Weg gefunden haben damit umzugehen der für uns stimmt.

Was sind Wachstumsschmerzen?
Laut Definition sind Wachstumsschmerzen Schmerzen, welche überwiegend in den Abendstunden und Nachts während eines Wachstumsschubes des Kindes auftreten. Diese Schmerzen betreffen vor allem die unteren Extremitäten.
Was sagt die Wissenschaft?
Laut der Schulthess Klinik in Zürich leiden rund 30% der Kinder im Alter von 3 bis 12 Jahren an wiederkehrenden Wachstumsschmerzen. Die Schmerzen haben verschiedene charakteristische Züge, von brennen bis ziehen und betreffen hauptsächlich die Abend- und Nachtstunden. Typischerweise sind beide Beine von den Schmerzen betroffen, entweder wechselnd oder auch simultan (gleichzeitig). Es wird beobachtet, dass die Schmerzen durch starke vorangehende Aktivität verstärkt werden können.
Schwellungen, Rötungen oder Überwärmungen treten keine auf – in einem solchen Fall bedarf es weiterer Abklärungen. Auch wenn das Allgemeinbefinden beeinträchtigt wird oder die Schmerzen am Tag anhalten ist ein Arztbesuch notwendig.
Bis heute ist keine spezifische Ursache für die Wachstumsschmerzen bekannt. Es gibt verschiedene Erklärungsansätze. Eine Theorie nennt das schnelle Knochenwachstum in bestimmtem Phasen als Ursache.
Sie haltet ebenfalls fest, dass Nachts der Reizeinfluss vom Aussen geringer ist und dadurch die Schmerzintensität zunehmen kann, während im tageszeitlichen Rhythmus das Zellwachstum und die Hormonausschüttungen erhöht sind.
Diagnose
Die Diagnose Wachstumsschmerzen stellt eine Ausschlussdiagnose dar. Bevor diese gestellt werden darf, bedarf es einigen Abklärungen und Untersuchungen um mögliche andere Ursachen auszuschliessen.

Über den Tellerrand hinweg gesehen
Ich bin dankbar, wurden viele Möglichkeiten als Ursache abgeklärt! Und trotzdem waren wir nach der Diagnose nicht weiter. Wir wurden mit schmerzlindernden Medikamenten nach Hause geschickt und uns wurde gesagt, „dass man da halt nicht viel machen könne, mein Kind sei halt eines der stärker betroffenen“. Ich konnte dies so aber nicht annehmen weil mein Kind wirklich sehr darunter gelitten hat. Deshalb machte ich mich auf die Suche nach weiteren Erklärungen und Ansätzen – in der Hoffnung mein Kind besser unterstützen zu können. Ich habe dabei einige spannende Aspekte entdeckt.
Körperliche Ursachen – Ich stiess ziemlich schnell auf die These, dass ein Mineralstoffmangel dahinter stecken könnte. Von Vitamin D über Kalzium und Magnesium. Allerdings fand ich keine wissenschaftliche Erkenntnisse, welche diese Idee unterstützen. Allerdings habe ich mit Rücksprache der Ärzte und meinem Heilpraktiker mit der Supplementierung von Magnesium und Vitamin D gute Erfahrungen gemacht. Vitamin D fördert unter anderem die Aufnahme (Resorption) von Calcium und Phosphat aus dem Darm sowie ihren Einbau in den Knochen, während Magnesium in den Knochen zur Stabilisierung dient und bei Knochenwachstum und der Knochenmineralisation hilft.
Neurobiologische Aspekte – Eine Studie im Bereich der Neurobiologie betont, dass das kindliche Gehirn oft Gefahrensignale aussendet, die Schmerzempfindungen verstärken, selbst wenn kein direkter körperlicher Schaden vorliegt. Dies deutet darauf hin, dass psychosomatische Schmerzen tatsächlich „gefühlt“, jedoch nicht immer physisch erklärbar sind.
Psychosomatik und emotionale Spannung – Rüdiger Dahlke spricht bei Wachstumsschmerzen von dem Leitsatz „Gross werden tut weh!“. Dies meint er im übertragenen Sinne. Denn mit dem Wachstum des Körpers wachsen auch die Herausforderungen, Erwartungen und Situationen. Im Idealfall wächst beides simultan, also miteinander parallel ausgeglichen verlaufend. Es kann aber auch passieren, dass dies ins Ungleichgewicht. Bei uns traf es in diesem Sinne zu, dass die Wachstumsschmerzen kurz vor den Sommerferien begonnen haben, also kurz vor der Einschulung. Das ist ein Riesen Thema! Ich kann mir also sehr gut vorstellen, dass dort grosse Unsicherheit herrschte und das einfach alles ein bisschen zu viel war und sich so in den Wachstumsschmerzen manifestiert hat. Denn wenige Wochen nach der Einschulung wurden die Schmerzen deutlich! besser und treten nur noch vereinzelt auf. Auch die Intensität hat deutlich abgenommen.
Eine Studie im „Journal of Child Psychology and Psychiatry“ hebt hervor, dass Stress und emotionale Belastungen bei Kindern körperliche Beschwerden wie diffuse Schmerzen auslösen können. Diese Schmerzen sind oft psychosomatisch und treten bei sensiblen oder belasteten Kindern häufiger auf.
TCM – Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) verbindet Wachstumsschmerzen häufig mit energetischen Blockaden in den Meridianen. Akupressur oder Akupunktur wird hier als Methode eingesetzt, um den Energiefluss zu harmonisieren und Schmerzen zu lindern.
Die Herausforderungen für Eltern
Je nach Ausdrucksform und Stärke können die Wachstumsschmerzen die Eltern und häufig auch die ganze Familie belasten. Bei uns war es so, dass ich mit meinem Kind Stunden wach war in der Nacht und nicht selten die anderen Kinder auch aufgewacht sind. Daraus resultierte Schlafmangel. Es leidet aber nicht nur das Energielevel der Familie darunter sondern auch die Laune.
Wir waren mehrmals beim Arzt. Es wurde ziemlich schnell die Diagnose Wachstumsschmerzen gestellt und trotzdem hatte ich Sorgen. Es kann schwierig sein oder werden, im Vertrauen zu bleiben wenn das Kind nächtelang über Wochen sichtlich starke Schmerzen hat, wobei teilweise nicht mal mehr Schmerzmittel halfen. Ich fühlte mich bei den Ärzten zwar ernst genommen, die Hilflosigkeit weil sie mich mit Schmerzmittel nach Hause geschickt haben mit dem mitleidigem Blick und der Bemerkung dass wir es nur aussitzen können, blieb aber trotzdem. Ich hatte schon vor dem ersten Arztbesuch so einiges ausprobiert an natürlichen Dingen. Vieles, neues habe ich danach noch ausprobiert. Weiter unten lasse ich euch hier meine Erfahrungen dazu da.

Und wann braucht es einen Arztbesuch?
Die Schulthess Klinik gab mir spezifische Empfehlungen dazu, wann Eltern mit ihren Kindern bei Wachstumsschmerzen oder anderen Beschwerden einen Arzt aufsuchen sollten. Wichtig ist es, zwischen typischen Wachstumsschmerzen und ernsteren Problemen zu unterscheiden:
- Alarmsignale: Schmerzen, die nicht nur nachts auftreten, sondern auch tagsüber anhalten oder sich mit Bewegung verschlimmern, sind ein Warnsignal. Begleiterscheinungen wie Schwellungen, Rötungen oder Fieber sollten ebenfalls beachtet werden.
- Beeinträchtigte Mobilität: Wenn Kinder Schwierigkeiten haben zu laufen, hinken oder bestimmte Bewegungen meiden, könnte eine gründlichere Abklärung nötig sein.
- Elterliche Intuition: Eltern sollten ihrer Intuition vertrauen. Wenn sie das Gefühl haben, dass etwas nicht stimmt, ist ein Arztbesuch sinnvoll, auch wenn keine spezifischen Symptome vorliegen.
- Chronische oder wiederkehrende Beschwerden: Schmerzen, die über längere Zeit auftreten oder wiederholt auftreten, sollten von einem Spezialisten abgeklärt werden, um ernsthafte Erkrankungen auszuschließen.
Die Kinderorthopädie der Schulthess Klinik betont zudem die Bedeutung einer rechtzeitigen Untersuchung, um potenzielle Wachstumsprobleme frühzeitig zu behandeln. Diese umfassende Sichtweise ermöglicht eine gezielte konservative oder, falls nötig, operative Therapie.
Handlungsmöglichkeiten: Tipps zur Linderung
Diese Dinge haben wir ausprobiert und wir haben gute Erfahrungen damit gemacht. Natürlich nicht alles gleichzeitig, teilweise half es einige Tage und dann nicht mehr. Ich bin der Meinung dass jede Familie hier für sich den passenden Weg finden darf.
Akutmaßnahmen:
- Wärmende Anwendungen (Wärmflasche, Kirschkernkissen)
- Sanfte Massagen (evtl. Öle wie Lavendel oder Lemongrass)
- Dehnübungen oder leichtes Strecken
- Sanfte Massagen
- Wärmende Bäder
- Magnesiumöl
- Schüsslersalze
- Schmerzmanagement, nach ärztlicher Verordnung
Langfristige Unterstützung: - Achtsame Gespräche (Zuhören ohne zu unterbrechen, wertschätzende Haltung, Präsenz und Fokus(
- Ernährung womöglich anpassen (Auf hohen und ausgewogenen Mikronährstoffgehalt achten)
- Förderung der Emotionalen Stabilität (Psychosomatische Faktoren können das Schmerzempfinden verstärken, Stress und Ängste können sich in körperlichen Symptomen manifestieren)
- Auf ausreichend und qualitativ hohen Schlaf achten
- Körperwahrnehmung fördern (Kinder, die ihren Körper gut wahrnehmen, können frühzeitig Spannungen oder Beschwerden erkennen und darauf reagieren)
Mein persönlicher Blick: Warum ganzheitlich denken?
Für mich ist Gesundheit weit mehr als die Abwesenheit von Krankheit – sie ist das harmonische Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele. Diese Symbiose bildet die Grundlage für unser Wohlbefinden. Wenn eine Dysbalance entsteht, kann sich das körperlich, psychisch oder im Verhalten zeigen. Ganzheitlich zu denken bedeutet für mich, den Menschen in seiner Gesamtheit und als Teil eines größeren Ganzen zu betrachten.
Die Wissenschaft liefert uns wertvolle Erkenntnisse und Orientierungspunkte, doch sie beleuchtet oft nur einen Ausschnitt der Wirklichkeit. Wichtig ist, zu fragen: Welche Perspektive liegt einer Studie zugrunde, und welche Aspekte bleiben unberücksichtigt? Hier ist es essenziell, den Blick zu weiten, um traditionelle Weisheiten und jahrhundertealte Erfahrungen einzubeziehen. Denn es gibt einen Grund, warum diese Praktiken über Generationen hinweg weitergegeben wurden: Sie bieten oft Lösungen, die mit unserer modernen Welt in Einklang gebracht werden können.
Gesundheit ist individuell – genauso wie der Weg, sie zu fördern oder wiederherzustellen. Deshalb ist es mir wichtig, sowohl auf wissenschaftlich fundiertes Wissen als auch auf Intuition zu vertrauen. Unsere Intuition basiert auf Erfahrungen und ist tief in uns verwurzelt. Wenn wir beides verbinden und offen bleiben für verschiedene Blickwinkel, können wir nachhaltig das Beste für uns und unsere Familien erreichen.
Deine Jeannine
Quellen
World Journal of Traditional Chinese Medicine, www.tcmworld.org
Ruediger Dahlke und Vera Käsemann – Krankheit als Sprache der Kinderseele
Schulthess Klinik Zürich
Neuropsychology of Pain, Cambridge University Press, www.cambridge.org
American Academy of Pediatrics, www.aap.org

Ich freue mich auf den Austausch mit euch!