Mit Achtsamkeit und Herz

Das Begleiten unserer Kinder wird allmählich schwieriger denn je – Fachbegriffe für Erziehungsstile, Erwartungen der Gesellschaft und noch immer horrend zunehmender Stress belasten Familien stark. Wir wollen alles richtig machen und versuchen uns in diesem Dschungel zurecht zu finden. Auf dieser Reise wird jedoch schnell etwas grundlegendes vergessen, was unsere Art und Weise wie wir unsere Kinder begleiten, massgeblich beeinflusst. Nämlich unsere eigenen Werte.

„Werte sind das Fundament jeder Familie – nicht Regeln.“ (Jesper Juul)

Elternsein im Alltag – viele Fragen, viele Antworten. Aber was zählt wirklich?

Viele Eltern fühlen sich heute überfordert von all den äusseren Erwartungen. Gefühlt ist man als Eltern ein öffentliches Objekt, das permanent bewertet wird. Die Gesellschaft hat Erwartungen an uns, teils sogar widersprüchlich, die kaum zu erreichen sind. Auf Social Media gibt es unzählige Accounts zu allen Familienthemen, in alle Richtungen die es gibt. Die Familie spricht auch mit, denn schliesslich ist man eine Familie – Diese Aufzählung könnte man noch ellenlange weiterführen.
Viele Menschen sind im Perfektionismus gefangen, welcher sich auch in der Begleitung von Kindern widerspiegelt – Was soll ich jetzt wie machen? Wie viel Schaden füge ich meinem Kind zu? Welches Verhalten wäre richtig? Wo ziehe ich gesunde und logische Konsequenzen? Welche Haltung ist pädagogisch sinnvoll für mein Kind? Und verstehe mich nicht falsch, diese Fragen sind wichtig, sie zeigen, dass wir uns als Eltern weiterentwickeln und hinterfragen. Nur vergessen wir dabei eine ganz wichtige Stelle – uns selbst. Ein wichtiger Wegweiser liegt in keinem Erziehungsratgeber, in keinem Tipp eines Lehrers oder einem Dokumentarfilm über Familien. Diesen Wegweiser kann jeder nur in sich selbst finden. Und das sind seine eigenen, persönlichen Werte! Diese zu kennen kann unglaublich hilfreich sein, wenn es darum geht, wie wir unser Familienleben gestalten wollen und was uns wichtig ist. Wenn du das Gefühl hast, zwischen Meinungen, Ratschlägen und Emotionen zu schwimmen, dann bist du nicht alleine! Aber: Es gibt einen Anker – und der liegt in dir.

Was sind Werte und warum sind sie so bedeutsam für Eltern?

Werte sind unsere persönliche Überzeugungen. Sie beschreiben, was uns wirklich wichtig ist. Vielleicht ist es dir wichtig, dass dein Kind möglichst viel Selbstbestimmung erleben darf, während anderen viel Struktur im Alltag wichtig ist. Sie beeinflussen unser Denken, unser Fühlen und unser Handeln – und dies sogar sehr oft unbewusst. Dadurch, dass diese Werte sich auch gerne unbewusst zeigen, geschehen viele unserer Handlungen „automatisch“. Aber nur, weil wir nicht immer bewusst nach unseren Werten handeln, ist dies nichts schlechtes. Aber es ist wichtig, sich seiner Werte bewusst zu sein, da sie uns über den Alltag hinaus, gerade auch in herausfordernden Situationen, eine Richtung zeigen können und bestimmen, wie wir Handeln. Sie können uns helfen, Entscheidungen zu treffen die mit unseren Überzeugungen im Einklang sind. Sie können auch eine Erklärung sein, warum wir uns mit gewissen Handlungen oder Entscheidungen nicht wohl fühlen.
Das zu wissen ist wichtig – denn gerade Kinder orientieren sich nicht nur daran, was wir sagen sondern auch daran, wie wir uns verhalten. Handeln wir also gegen unsere Werte, sprechen aber aus dass wir das so machen wollen, spüren die Kinder diese Diskrepanz – und diese löst Unsicherheit in den Kindern aus.

Als Beispiel:
– Du sagst deinem Kind, dass es immer ehrlich sein darf. Wenn es aber dann etwas sagt, das dich verletzt, wirst du laut oder entziehst ihm Zuwendung. Hier wird der Wert „Ehrlichkeit“ durch Sprache vermittelt, aber nicht gelebt.

Besonders spannend wird es, wenn wir unsere Werte im Alltag beobachten – denn hier zeigen sie deutlich, ob wir sie bewusst wahrnehmen oder nicht.

Wo deine Werte sichtbar werden: Alltagssituationen & Reaktionen

In konkreten Alltagssituationen treten unsere Werte oft in den Vordergrund. Gerade wenn es emotional wird, kriegen unsere Werte grosses Gewicht! Wie bereits erwähnt reagieren wir oft automatisch – nach unseren Mustern und Prägungen aus der Vergangenheit.
Hier können wir aber eine Chance finden – im Innehalten, bevor wir reagieren. Uns dann neu Entscheiden wie wir handeln. Und noch einmal – es geht hier nicht darum deine Werte in gut oder zu bewerten. Erstmals darfst du deine Werte einfach erkennen und sie beobachten.
Um seine Werte zu erkennen muss man auch kein Philosoph sein – wir müssen nur genauer hinsehen. Denn wenn wir hinschauen, wertfrei, zeigen sie sich ganz klar.

Beispiel mit Deutung:
– Dein Kind möchte auf dem Spielplatz die Schaukel nicht freimachen. Du reagierst genervt: „Jetzt komm einmal runter, die Schaukel gehört nicht uns.“ Hier könnte der wert von sozialer Verantwortung oder Gleichberechtigung dahinter stecken.
Wenn du antwortest: „Das andere Kind möchte aber auch schaukeln, wie oft soll ich dich noch anstossen bevor wir die Schaukel freimachen?“, könnte ein wichtiger Wert von dir die Selbstbestimmung sein.

Je klar du deine eigenen Werte kennst, desto leichter wird es, stimmig zu reagieren und dich nicht im Aussen zu verlieren.

Warum Wertebewusstsein Eltern stärkt – Wissenschaftlich betrachtet

Elternsein ist nicht nur eine Alltagsaufgabe – es ist eine tief menschliche Beziehungsarbeit. Und wie wir in Beziehung treten, entscheidet sich nicht nur im Moment, sondern in dem, was uns innerlich leitet. Genau hier setzen unsere Werte an.
Wertebewusstsein bedeutet, sich der eigenen inneren Haltung bewusst zu sein – und das wirkt sich nachweislich positiv auf die Beziehung zum Kind, auf die elterliche Selbstwirksamkeit und auf die Familiengesundheit aus.

Die Bindungs- und Entwicklungspsychologie (u. a. John Bowlby, Mary Ainsworth) zeigt: Kinder brauchen keine perfekten Eltern – sondern „hinreichend gute, authentische, emotional verlässliche Bezugspersonen“. Wenn Eltern wissen, was ihnen wirklich wichtig ist, handeln sie nicht reaktiv oder überangepasst – sondern bewusst, ruhig und verbindlich. Das stärkt die Bindung.

Die Emotionsforschung ergänzt: Unsere Reaktionen entstehen oft aus Automatismen – aber wenn wir lernen, innezuhalten und uns auf unsere Werte zu besinnen, entsteht ein Raum zwischen Reiz und Reaktion. In diesem Raum liegt echte Selbstführung – und genau das wirkt sich schützend auf die Eltern-Kind-Dynamik aus, gerade in stressigen Momenten.

Eltern, die sich ihrer Werte bewusst sind, berichten häufig über mehr innere Ruhe, mehr Klarheit im Alltag und eine tiefere Verbindung zu ihren Kindern – gerade in herausfordernden Phasen. Sie reagieren nicht mehr nur auf das Verhalten ihres Kindes, sondern agieren aus einer inneren Klarheit heraus.

Erste Schritte – So entdeckst du deine eigenen Werte

Der erste Schritt zu mehr Klarheit im Familienalltag beginnt nicht im Außen – sondern in dir. Es möchte nur gesehen und benannt werden.

Werte zu entdecken heißt, sich selbst zu begegnen. Und das beginnt in kleinen, oft alltäglichen Momenten:

Beobachte dich im Alltag: Wann fühlst du dich mit dir selbst im Einklang? In welchen Momenten spürst du, dass du „gegen dein Gefühl“ handelst? Häufig sind genau das Hinweise auf deine Werte – entweder weil sie gelebt werden oder weil sie verletzt werden.

Stell dir einfache, aber kraftvolle Fragen:

– Was war mir als Kind besonders wichtig – und warum?

– Was wünsche ich mir für mein Kind, jenseits von Leistung und Anpassung?

– Wann bin ich besonders berührt, verletzt oder stolz? Was steckt dahinter?

Kleiner Impuls für dich: Notiere dir fünf Alltagssituationen aus der letzten Woche, in denen du bewusst oder unbewusst eine Entscheidung für oder gegen etwas getroffen hast. Frage dich: Welcher Wert stand hinter der Reaktion?

Wenn du spürst: Da ist noch mehr…

Wenn du spürst, dass du dich auf dieser Reise tiefer mit deinen Werten verbinden möchtest – und dir dabei Begleitung wünschst: Ich bin gerne an deiner Seite.

In meinem Coaching schaffen wir einen sicheren Raum, in dem du dir selbst (wieder) begegnen kannst. Gemeinsam schauen wir, welche inneren Stimmen dich leiten, woher sie kommen – und welche Werte du bewusst für dich und deine Familie wählen willst.

Denn Elternsein ist nicht nur Erziehung – es ist Entwicklung. Auch deine.

Schreib mir gerne, wenn du tiefer einsteigen möchtest. Ich freue mich auf dich.

Deine Jeannine